Textilindustrie im 20. Jahrhundert

Die Wolle für die Eulenburger Tuchwaren kam aus allen Kontinenten der Welt

In den 1920er Jahren erlangte Greve & Uhl Weltruf

In dritter Generation wirkte Erich Uhl seit 1903 auf der Eulenburg. Die erste Osteroder Dampfmaschine wurde in dieser Zeit auf der Eulenburg installiert. Ihre Dampfpfeife verkündete Arbeitsbeginn und Feierabend. Erich Uhl übernahm 1913 die in Konkurs gegangene Osteroder Wolldeckenfabrik Quentin und machte sie zum Filialbetrieb des Unternehmens.

Dieser Betrieb lag auf dem Gelände zwischen der Berliner Straße und Waldstraße in Osterode. 1938 brannte er bis auf das sogenannte "Beamtenhaus" komplett ab. Später bezog das Werk einen Neubaukomplex im Sösetal. 

1921 übernahm Erich Uhl nach dem Tode des Vaters die Firma, verstarb selbst aber schon 1923. Der Betrieb lag nun in den Händen der Witwe Emmi Uhl. Das Unternehmen wurde in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und die damaligen Direktoren unterstützten Frau Uhl in der Unternehmensleitung. Die Wolle für die Eulenburger Tuchwaren kam aus allen Kontinenten der Welt, wurde hier versponnen, gefärbt und gewebt. Die fertigen Produkte wurden von hier aus wiederum in alle Welt exportiert, die Schutzmarke von Greve & Uhl erlangte Weltruf.

Zwischen 1927 und 1936 durchlief die Eulenburg ein wirtschaftliches Auf und Ab. Die Gewinne schwankten zwischen Verlust und fast 100.000 Reichsmark, zeitgleich stieg die Zahl der Beschäftigten bis 1936 auf 350 Mitarbeiter. Produktionsaufträge für das Militär wurden, wie schon im Ersten Weltkrieg, aus ökonomischen Gründen ordnungsgemäß abgewickelt, obwohl der damalige Direktor Ernst Siegel dem NSDAP-Regime eher kritisch gegenüberstand.

Ernst Siegel führte die Eulenburg gemeinsam mit Waldemar Uhl , der 1948 als einziger männlicher Erbe in die Firmenleitung eintrat, bis in die Nachkriegszeit. Dennoch gelang es nicht, die Kriegsfolgen auszugleichen und mit der rasanten Entwicklung des Weltmarkts und der Technologien mitzuhalten. Auch die Spezialisierung auf Stoffe für Damenmäntel brachte nicht den ersehnten langfristigen Erfolg.

Infolgedessen schloss das traditionsreiche Osteroder Unternehmen Greve & Uhl wie viele andere Textilfirmen in den 1960er Jahren für immer seine Pforten.